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Symposium der Edmund Rehwinkel-Stiftung: Potenziale zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des ländlichen Raums stärker nutzen

4. Mai 2007

  • Höheres Integrationsniveau des Veredlungssektors verbessert Exportchancen
  • Prozessinnovationen, Investitionen und Finanzierungsmöglichkeiten sind wichtige Erfolgsfaktoren für das Ernährungsgewerbe
  • EU-Herkunftsschutz bietet bisher nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten

Frankfurt am Main, 4. Mai 2007 - Deutschlands Agrarwirtschaft kann sich international im Kampf um Marktanteile bisher gut behaupten. Beim Export gehört sie zu den 10 stärksten Wirtschaftszweigen. Im Jahr 2006 wurden Güter im Gesamtwert von annähernd 38 Mrd Euro exportiert; eine Steigerung zum Vorjahr um rd. 10 %. Die wichtigsten deutschen Exportgüter sind Milchprodukte, Fleischwaren, und Getreideerzeugnisse. Aufgrund der fortschreitenden Internationalisierung und der Liberalisierung des Weltagrarhandels zeichnen sich zunehmende Anforderungen an die Wettbewerbsfähigkeit des Agrarsektors ab. Im wachsenden internationalen Wettbewerb hängt der Erfolg der Branche von allen Akteuren auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette ab, also sowohl von den Produzenten als auch von den verarbeitenden Unternehmen und den Exporteuren. Einen bedeutenden Einfluss hat auch die nationale Absatzförderung. Die Edmund Rehwinkel-Stiftung förderte im Rahmen ihrer Ausschreibung 2006 fünf Studien, die sich mit der Analyse von Erfolgsfaktoren agrarwirtschaftlicher Unternehmen befassen und darüber hinaus Perspektiven beleuchten, wie sich die deutsche Agrarwirtschaft noch besser im zunehmend verschärften Wettbewerb positionieren kann. Unter der Leitung von Dr. h.c. Uwe Zimpelmann, Sprecher des Vorstandes der Landwirtschaftlichen Rentenbank, wurden die Ergebnisse der Studien auf einem Symposium vorgestellt und diskutiert.

Auf der Basis eines Vergleichs institutioneller und rechtlicher Rahmenbedingungen der Schweinehaltung in Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und Spanien empfehlen die Autoren der Studie von Agra-Europe, die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Schweinesektors insbesondere durch eine Straffung der Interessenvertretung zu steigern. Ebenso erforderlich seien ein stärkerer Kooperations- und Integrationswille der Erzeuger sowie eine weitere Reduktion der Umweltbelastungen durch gezielte Förderung und Nutzung neuer Technologien.
 
Die maßgeblichen Erfolgsfaktoren von Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie untersucht eine Studie der Universität Bonn im Rahmen einer Online durchgeführten Befragung. Eine Analyse der Ergebnisse zeigt, dass die wichtigsten Erfolgsfaktoren dem Bereich Produktion und Verarbeitungstechnologie zuzuordnen sind. Neben der Erneuerung der Produktionsanlagen haben aber auch die Möglichkeiten zur Finanzierung von Investitionen sowie die Fähigkeiten der Unternehmensführung wesentlichen Einfluss auf den Erfolg. Von großer Bedeutung sind außerdem intensive Kommunikation und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Lieferanten und Abnehmern sowie eine gewisse Verhandlungsmacht gegenüber dem Handel.
 
Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen möchte mit ihrer Studie einen Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ökologischer Gemüsebaubetriebe leisten. Wie dringlich dieses Anliegen ist, mag eine Mängelliste verdeutlichen, die das Ergebnis einer Befragung von Marktteilnehmern ist. Demnach entsprechen die gelieferten Qualitäten in weiten Teilen nicht den Anforderungen des Marktes. Neben Defiziten bei der Einhaltung der Handelsklassen bzw. Vermarktungsnormen werden Aspekte wie Frische, Geschmack und Gesundheit beanstandet. Anlass zur Kritik geben auch Menge, Kontinuität und Zeitpunkt der Warenlieferungen. Ökologische Gemüsebaubetriebe sollen in die Lage versetzt werden, den gestiegenen Anforderungen des Handels vor allem in den Bereichen Produktqualität und Produktlogistik gerecht zu werden. Zu diesem Zweck haben die Autoren der Studie Check-Listen für die Beratung der Betriebe erarbeitet.
 
Der Dokumentationsaufwand in der Landwirtschaft ist deutlich angestiegen. Detaillierte Aufzeichnungen der Produktionsprozesse dienen nicht allein der betrieblichen Analyse. Informationen sind vermehrt in rechtswirksamer Form für öffentliche und private Akteure bereitzustellen. Um damit verbundene Zeit und Kosten einzusparen, wurde an der Universität Gießen das Konzept eines flächengestützten "Informationssystem Landwirtschaft" entwickelt, das in seinen Funktionen die Daten nur einmal erfasst. Für den Betrieb kalkulieren die Autoren Kosten von rd. 9 €/ha und Jahr. Dafür könnte der Landwirt ein Komplettpaket für betriebliche Auswertungen, zur rechtswirksamen Dokumentation und zur Bereitstellung von Informationen, z. B. für die automatisierte Erstellung des Sammelantrags für unterschiedliche Fördermaßnahmen erhalten.

Die EU-Verordnung zum Schutz geographischer Herkunftsangaben und Ursprungsbezeichnungen ermöglicht die entsprechende Registrierung und den Schutz regionaler Lebensmittelspezialitäten. Die Studie der Universität Göttingen untersucht die daraus folgenden Potenziale für die Förderung ländlicher Räume. Die europaweit durchgeführte empirische Analyse zeigt, dass eine Monopolisierung der Herstellung Exklusivität und Wettbewerbsfähigkeit des Erzeugnisses steigert. So können Lebensmittelspezialitäten regionale Wertschöpfungsketten stärken. Die Autoren stellen fest, dass die Potenziale der Verordnung hier zu Lande bisher jedoch kaum genutzt werden. Daher appellieren sie an Institutionen wie die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA), die Verbreitung des EU-Herkunftsschutzes in Deutschland stärker vorantreiben und somit die Potenziale zur Förderung des ländlichen Raums stärker zu nutzen.
 
Die Landwirtschaftliche Rentenbank hat die Ergebnisse der Forschungsarbeiten im soeben erschienenen Band 22 ihrer Schriftenreihe veröffentlicht. Interessenten erhalten die Publikation kostenlos (Tel. 069-2107-363; Fax 069-2107-447; www.rentenbank.de).