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Landwirtschaft im Nebenerwerb – Hobbybauer oder Resilienzfaktor?

Blogpost |

3. November 2025

steinbock spricht über...

Stell dir vor, du verbringst den Tag im Büro, steigst abends noch auf den Traktor, kontrollierst am Wochenende die Weide oder bringst im Sommer die Ernte ein. Genau so sieht der Alltag für viele Nebenerwerbslandwirtinnen und -landwirte aus und das alles zusätzlich zu ihrem Hauptjob – egal ob im Büro, in der Industrie oder im Handwerk.

Laut Situationsbericht des Deutschen Bauernverbands wurden im Jahr 2023 rund 55 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland im Nebenerwerb geführt, während 45 Prozent als Haupterwerbsbetriebe arbeiteten. Zum Vergleich: 2013 lag der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe noch bei 52 Prozent. Besonders hoch ist der Anteil in Baden-Württemberg und Hessen, wo mehr als zwei Drittel der Einzelunternehmen im Nebenerwerb geführt werden. Im Saarland sowie in Sachsen und Thüringen sind es knapp zwei Drittel. In fast allen Bundesländern ist der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe seit 2013 spürbar gestiegen.

Nebenerwerbslandwirte bewirtschaften rund 3 Millionen Hektar – das entspricht etwa 29 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland. Während Haupterwerbsbetriebe im Schnitt 72,7 Hektar bewirtschaften, liegt die durchschnittliche Betriebsgröße im Nebenerwerb bei 24,5 Hektar. Das durchschnittliche Einkommen je Arbeitskraft lag im Wirtschaftsjahr 2023/2024 laut Testbetriebsnetz1 des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat bei Nebenerwerbsbetrieben bei 18.606 Euro, während es bei Haupterwerbsbetrieben 49.287 Euro betrug. Die durchschnittliche Arbeitszeit pro Nebenerwerbsbetrieb beträgt etwa 1.000 Stunden pro Jahr – das ist weniger als ein Drittel der Zeit, die in Haupterwerbsbetrieben investiert wird, aber dennoch beachtlich, wenn man bedenkt, dass diese Arbeit zusätzlich zum Hauptberuf geleistet wird.

Auch bei der Rentenbank gibt es Kolleginnen und Kollegen, die nach Feierabend noch ihre eigenen Betriebe leiten oder auf ihren Höfen mit anpacken. Sie bringen frische Perspektiven in unsere Arbeit und Leben tagtäglich, was Nebenerwerbslandwirtschaft bedeutet: Engagement, Leidenschaft und ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft.

Doch wie groß ist die Bedeutung der Nebenerwerbslandwirtschaft in Deutschland wirklich? Inwiefern steht sie in Verbindung zur Vollerwerbslandwirtschaft? Und wie sieht ihre Zukunft aus? Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf den Sektor werfen.

Nebenerwerbslandwirtschaft ist
extrem vielfältig

Zunächst einmal ist klar: Die eine Nebenerwerbslandwirtschaft gibt es nicht. Vielmehr zeigt sich Nebenerwerbslandwirtschaft in vielen Facetten.

Vanessa Schneider: Technik und Tradition im Milchviehbetrieb

Ein Beispiel dafür ist Vanessa Schneider aus Vechta. Sie vereint mehrere Rollen in ihrem Alltag: Als Buchhalterin arbeitet sie halbtags in einem mittelständischen Unternehmen, ist Mutter und bewirtschaftet gleichzeitig einen Milchviehbetrieb mit 130 Tieren. Der elterliche Hof, auf dem Vanessa aufgewachsen ist, musste 2013 den Betrieb einstellen. Doch die Leidenschaft für die Landwirtschaft und die Verbundenheit zur Familientradition ließen sie nicht los. Der Wunsch, wieder Milchkühe zu halten, wuchs stetig. Ihren Beruf wollte sie jedoch nicht aufgeben. Die Lösung fand sie in moderner Technik: Mit Unterstützung durch einen Förderkredit der Rentenbank schaffte sie einen Melkroboter an. Dieser erleichtert ihr die Arbeit enorm und ermöglicht es ihr, den Hof alleine zu führen. Heute leben auf dem Hof 70 Milchkühe und 60 Kälber. Die Tiere können selbst entscheiden, wann sie gemolken werden möchten, und gehen eigenständig in die Melkstation. Das System erkennt jede Kuh und dokumentiert die Milchleistung digital. Vanessa kann sogar per Handy überprüfen, welche Tiere noch gemolken werden müssen – das verschafft ihr mehr Flexibilität im Alltag. Trotz der Unterstützung durch Technik bleibt die Arbeit anspruchsvoll, denn kleine Betriebe stehen vor besonderen Herausforderungen. Vanessa bewältigt die Aufgaben meist allein, nur gelegentlich helfen ihr Bruder und ihr Vater aus. Die Verbindung von festem Job und Landwirtschaft ist für sie ein Balanceakt, aber auch eine Herzensangelegenheit: Der Beruf sichert das Einkommen, die Milchkühe erfüllen ihren Lebenstraum und führen die Familientradition fort. Mehr zu Vanessas Förderstory erfahrt ihr unter diesem Link.

Martin und Josef Gehring: Tatkraft und Spaß an der Arbeit auf dem Hof 

Martin Gehring, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Maschinenringe e.V., kennt die Landwirtschaft im Nebenerwerb aus unterschiedlichen Perspektiven – beruflich ebenso wie privat.

Sein Bruder Josef bewirtschaftet in Bayern einen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb. Bis 2012 war der Hof ein klassischer Milchviehbetrieb, doch nach einem familiären Einschnitt stellte Josef auf Ackerbau um. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst, den Hof führt er in seiner Freizeit – mit moderner Technik, GPS-gesteuerten Maschinen und viel Leidenschaft.

Martin Gehring packt immer wieder mit an, wenn es seine Zeit erlaubt. Ob beim Maislegen, auf dem Bagger oder beim Häckseln – die Arbeit auf dem Hof macht ihm Spaß und hält ihn mit der Landwirtschaft verbunden. Dieser direkte Bezug ist auch für seine Arbeit beim Bundesverband der Maschinenringe ein echter Gewinn.

Was treibt Nebenerwerbslandwirte wie Josef an? Laut Martin Gehring sind es vor allem die Bewahrung der Familientradition, der Wunsch, das Erbe weiterzuführen und die Hoffnung, die nächste Generation für die Landwirtschaft zu begeistern. Hinzu kommt die Freude an der Arbeit in und mit der Natur – der besondere Reiz, nicht alles kontrollieren zu können, spontan reagieren zu müssen und trotzdem Verantwortung zu übernehmen.

Die größten Herausforderungen sieht Gehring im bürokratischen Aufwand und der fehlenden Planungssicherheit. Besonders Betriebe mit Tierhaltung stehen vor enormen Hürden: Die Anforderungen an Neubauten und die Dokumentation sind oft genauso hoch wie im Haupterwerb, nur stehen weniger Ressourcen zur Verfügung. Auch Banken sind gegenüber Nebenerwerbslandwirten häufig skeptisch, da sie das zusätzliche Risiko scheuen und die landwirtschaftliche Expertise in der Beratung nicht immer ausreichend vorhanden ist. Ein weiteres Problem sind die unsichtbaren Arbeitsstunden. Oft helfen Familienmitglieder mit – Arbeitszeit, die selten dokumentiert wird.

Trotz all dieser Herausforderungen geben viele Landwirte den Nebenerwerb nicht auf, was Martin Gehring sehr positiv bewertet. Denn Nebenerwerbslandwirte übernehmen wichtige Aufgaben für die Gesellschaft: Sie pflegen Flächen, die sonst brachliegen würden, erhalten Kulturlandschaften und fördern die Artenvielfalt. Gerade in Regionen mit kleinen Flächen sind sie oft diejenigen, die sich zum Beispiel um Streuobstwiesen kümmern.

Das Beispiel der Brüder Gehring zeigt: Landwirtschaft im Nebenerwerb ist modern, vielfältig und verlangt viel Engagement – häufig von der ganzen Familie. Die Herausforderungen sind groß, doch die gesellschaftliche Bedeutung und die persönliche Motivation machen den Nebenerwerb zu einem wichtigen Bestandteil der Branche.

Philipp Müller: Ackerbau, Naturschutz und flexible Arbeitsmodelle

Ein weiteres Beispiel für die Vielfalt der Nebenerwerbslandwirtschaft ist Philipp Müller, Gruppenleiter Kommunal- und Spezialfinanzierung bei der Rentenbank. Neben seinem Hauptjob bewirtschaftet er in einem Nachbarort von Frankfurt einen klassischen Ackerbaubetrieb im Nebenerwerb. Auf rund 50 Hektar verteilt auf 30 bis 35 kleine Schläge baut er Winterweizen, Zuckerrüben, Roggen, Raps und Wintergerste an. Die kleinstrukturierte Agrarlandschaft stellt eine besondere Herausforderung dar, da die vielen kleinen Parzellen einen höheren Zeitaufwand erfordern als wenige große Flächen. Unterstützt wird Philipp dabei von seinem Vater.

Die Motivation für Philipps Engagement liegt vor allem in der Freude an der Arbeit in der Natur und der Faszination für die Technik. Die wechselnden Bedingungen und Entwicklungen im Jahresverlauf machen die Landwirtschaft für ihn spannend und abwechslungsreich. Gleichzeitig ist ihm bewusst, dass die Arbeit körperlich und psychisch belastend sein kann, insbesondere wenn Ernteerfolge ausbleiben oder klimatische Herausforderungen wie Hitze und Trockenheit zunehmen.

Philipp investiert kontinuierlich in moderne Technik, um die Qualität der Arbeit zu verbessern und den Aufwand zu reduzieren. Die Auswirkungen des Klimawandels sind für ihn eine der größten Herausforderungen, da sie zu Ertragseinbußen führen und den Anbau erschweren. Trotz dieser Widrigkeiten möchte er den Betrieb so lange wie möglich weiterführen, solange es körperlich, mental und finanziell sinnvoll ist.

Ein weiterer Schwerpunkt seines Engagements liegt im Naturschutz: Auf seinem Betrieb werden spezielle Futter- und Rückzugsflächen für das Rebhuhn angelegt, um die Biodiversität zu fördern und geschützte Bodenbrüter zu unterstützen. Hierbei beteiligt sich Philipp an Förderprogrammen des Landes Hessen, die den Schutz dieser Arten ermöglichen.

Die Vereinbarkeit von Beruf bei der Rentenbank und Landwirtschaft im Nebenerwerb gelingt Philipp durch flexible Arbeitszeitmodelle. Besonders wichtig ist ihm die Möglichkeit, Arbeit und Termine flexibel zu gestalten, um den Anforderungen beider Tätigkeiten gerecht zu werden. Seine landwirtschaftliche Expertise unterstützt ihn zudem in seiner beruflichen Tätigkeit, insbesondere in der Kundenberatung, wo er die Anliegen der Landwirtinnen und Landwirte besser nachvollziehen kann.

Philipp sieht die Landwirtschaft im Nebenerwerb als wichtigen Beitrag zur regionalen Nahrungsmittelversorgung und zur Erhaltung der Agrarlandschaft. Gleichzeitig wünscht er sich von der Politik eine stärkere Förderung kleinerer Betriebe und eine praxisnahe Umsetzung von Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen. Er plädiert für eine differenzierte Subventionspolitik, die kleinen Betrieben mehr Möglichkeiten bietet.

Mit seinem Engagement zeigt Philipp Müller, dass Landwirtschaft im Nebenerwerb weit mehr ist als ein Klischee – sie ist eine moderne, nachhaltige und vielseitige Form der Agrarwirtschaft, die sowohl wirtschaftliche als auch ökologische und gesellschaftliche Funktionen erfüllt.

Weitere Beispiele aus der Rentenbank

Max Fiedler: Realistische Entscheidungen und neue Wege

Max Fiedler, ebenfalls Mitarbeiter bei der Rentenbank, bietet eine andere Perspektive auf die Nebenerwerbslandwirtschaft. Max steht am Ende einer langen landwirtschaftlichen Familiengeschichte. Bis 2017 führte sein Vater den Betrieb als mittelgroßen Gemischtbetrieb mit Ackerbau und Rinderhaltung im Vollerwerb. Aufgrund familiärer Erkrankungen und wirtschaftlicher Herausforderungen wurde die Rinderhaltung aufgegeben, und der Betrieb kontinuierlich verkleinert. Aktuell bewirtschaftet Max mit seinem Vater noch rund 35 Hektar in einer kleinstrukturierten Agrarlandschaft zwischen Darmstadt und Aschaffenburg.

Die Bewirtschaftung erfolgt in Zusammenarbeit mit einem größeren Vollerwerbsbetrieb, der Maschinen und Arbeitskräfte bereitstellt. Die vielen kleinen Parzellen, die nur wenige Kilometer auseinanderliegen, erfordern einen hohen Zeitaufwand und erschweren die effiziente Bewirtschaftung. Zudem erschweren umfangreiche bürokratische Auflagen, insbesondere im Rhein-Main-Gebiet, Investitionen und die Entwicklung des Betriebs. So wurde unter anderem ein Neubauprojekt für eine Hofstelle eingeschränkt, da Genehmigungsverfahren und Naturschutzauflagen langwierig und kostspielig sind.

Vor diesem Hintergrund und aufgrund der zeitlichen Belastungen durch Beruf und Studium hat Max gemeinsam mit seiner Familie beschlossen, die landwirtschaftliche Bewirtschaftung zum Ende der aktuellen Vegetationsperiode aufzugeben. Die vorhandenen Gebäude sollen erhalten bleiben, jedoch wird keine aktive Landwirtschaft mehr betrieben. Für Max und seinen Vater ist diese Entscheidung auch eine realistische Einschätzung der regionalen Rahmenbedingungen: Die landwirtschaftlichen Möglichkeiten in Südhessen sind begrenzt, und der Betrieb konnte zuletzt keine nennenswerten Gewinne erzielen.

Max betrachtet die Landwirtschaft als ein Unternehmen, das profitabel geführt werden muss. Die romantisierte Vorstellung vom Bauernhof als Lebensmittelpunkt tritt bei ihm in den Hintergrund. Dennoch schließt er eine Rückkehr in die Landwirtschaft nicht aus – sei es im Nebenerwerb oder Vollerwerb, je nach zukünftigen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen.

Seine praktische Erfahrung in der Landwirtschaft bringt Max in seine Tätigkeit bei der Rentenbank ein, wo er als Referent im Fördergeschäft arbeitet. Die Verbindung von Praxis und Förderbank ermöglicht ihm, die Bedürfnisse der Landwirtschaft besser zu verstehen und in seine Arbeit einzubringen. Die flexible Arbeitszeitgestaltung bei der Rentenbank hat es ihm zudem ermöglicht, Studium, Beruf und landwirtschaftliche Tätigkeiten zeitlich zu koordinieren.

Max Fiedler zeigt mit seinem Beispiel, dass Landwirtschaft im Nebenerwerb vielfältigen Herausforderungen unterliegt – von bürokratischen Hürden über zeitliche Belastungen bis hin zu wirtschaftlichen Zwängen. Gleichzeitig verdeutlicht sein Weg, dass eine realistische und unternehmerische Haltung notwendig ist, um in der heutigen Agrarwirtschaft langfristig erfolgreich zu sein.

Constantin Rawert-Messing: Großflächig, effizient und nachhaltig

Ein viertes Beispiel ist Constantin Rawert-Messing. Constantin bewirtschaftet gemeinsam mit seinem Vater einen landwirtschaftlichen Betrieb im Münsterland, der bereits in der zwölften Generation besteht. Mit einer bewirtschafteten Fläche von rund 160 Hektar zählt der Betrieb zu den größeren Ackerbaubetrieben in der Region. Neben den Kulturen Silomais, Raps, Gerste, Weizen und Roggen setzt der Betrieb seit zwei Jahren mit Möhren und Zwiebeln auch auf Gemüse. Unterstützt werden die beiden von zwei Aushilfen, die den Betrieb bereits seit 30 Jahren begleiten, und einen Großteil der praktischen Arbeit auf dem Feld übernehmen.

Die Familie Rawert-Messing verpachtet bewusst ihren Schweinestall, was die Flexibilität erhöht und die tägliche Präsenz auf dem Hof reduziert. Constantin lebt als Wochenpendler in Frankfurt, während sein Vater in Hannover tätig ist. Die Flächen sind größtenteils nah am Betrieb, wodurch lange Straßenfahrten wegfallen. Ein moderner Maschinenpark mit GPS-gesteuerten Traktoren und ISOBUS-fähigen Anbaugeräten ermöglicht eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung der Felder. Dies führt nicht nur zu einer Zeitersparnis auf dem Feld, sondern auch zu einer Ressourceneinsparung (z.B. bei Saatgut und Düngemitteln).

Constantin ist gelernter Landwirt und verfügt zusätzlich über einen Masterabschluss in Agrarwissenschaften mit dem Schwerpunkt Agribusiness. Die Kombination aus praktischer Erfahrung und akademischem Wissen nutzt er auch in seiner Tätigkeit als Kundenberater im Fördergeschäft bei der Rentenbank. Dort profitiert er von seiner landwirtschaftlichen Expertise, die ihm hilft, Förderanträge und technische Fragen kompetent zu beurteilen und Vertrauen bei den Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern aufzubauen.

Die Herausforderungen sieht Constantin vor allem im hohen Flächendruck und den damit verbundenen hohen Pachtpreisen im Münsterland. Zudem erfordern bürokratische Auflagen eine zeitintensive Einarbeitung in neue Projekte, wie zum Beispiel den Einstieg in die Beregnungslandwirtschaft. Dennoch engagiert sich Constantin mit seinem Betrieb aktiv für Biodiversität und Naturschutz, beispielsweise durch breite Fruchtfolgen mit Zwischenfrüchten, die Nutzung von Buntbrachen, Stilllegungen, Wildäckern und Kiebitzschutzmaßnahmen.

Die Motivation für Constantin, die Landwirtschaft im Nebenerwerb fortzuführen, liegt in der Freude an der Arbeit mit der Natur und dem sichtbaren Erfolg der eigenen Arbeit. Trotz der Möglichkeit, den Betrieb zu verpachten, bevorzugt er die aktive Bewirtschaftung. Die flexible Arbeitszeitgestaltung bei der Rentenbank unterstützt ihn dabei, Beruf und Landwirtschaft erfolgreich zu verbinden.

Constantin Rawert-Messing zeigt eindrucksvoll, dass Landwirtschaft im Nebenerwerb keineswegs ineffizient oder kleinflächig sein muss. Mit moderner Technik, professionellem Management und einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit betreibt er einen Betrieb, der sowohl ökonomisch als auch ökologisch Maßstäbe setzt.

Herausforderungen für die Nebenerwerbslandwirtschaft

Aus den Beispielen wird klar, dass Nebenerwerbslandwirtschaft – ebenso wie der Haupterwerb – über die reine Lebensmittelproduktion hinausgeht. Gleichzeitig steht sie vor vielen Herausforderungen.

  • Bürokratische Belastungen: Die Vielzahl und Komplexität der gesetzlichen und administrativen Anforderungen stellen für viele Nebenerwerbsbetriebe eine erhebliche Hürde dar. Dazu zählen beispielsweise Dokumentationspflichten oder die Umsetzung von Umweltauflagen. Diese bürokratische Last kann dazu führen, dass wertvolle Zeit und Ressourcen gebunden werden, die eigentlich für die landwirtschaftliche Arbeit benötigt würden.
  • Agrarpolitik und fehlende Berücksichtigung: Die aktuelle Agrarpolitik orientiert sich häufig an den Bedürfnissen und Strukturen von Haupterwerbsbetrieben. Die spezifischen Herausforderungen und Rahmenbedingungen von Nebenerwerbsbetrieben werden dabei oft nicht ausreichend berücksichtigt. Dies erschwert es Nebenerwerbsbetrieben, von politischen Maßnahmen zu profitieren oder sich an neue Anforderungen anzupassen.
  • Wirtschaftliche Unsicherheit: Häufig sind die Betriebe im Nebenerwerb auf zusätzliche Einkünfte aus außerlandwirtschaftlichen Tätigkeiten angewiesen, um den Betrieb aufrechterhalten zu können. Diese wirtschaftliche Unsicherheit macht die Betriebe anfällig für Preisschwankungen, Ernteausfälle oder steigende Betriebskosten. Ohne gezielte Unterstützung und innovative Geschäftsmodelle besteht die Gefahr, dass immer mehr Nebenerwerbsbetriebe aufgeben und die ländliche Struktur weiter ausdünnt.

Konkurrenz zwischen Haupt- und Nebenerwerb?

Die Nebenerwerbslandwirtschaft steht in verschiedenen Bereichen in direkter Konkurrenz zur Haupterwerbslandwirtschaft. Besonders deutlich wird das bei der Flächenkonkurrenz: Beide Betriebsformen sind auf landwirtschaftliche Flächen angewiesen, doch das Angebot ist begrenzt. Haupterwerbsbetriebe benötigen meist größere, zusammenhängende Flächen, um effizient wirtschaften zu können, während Nebenerwerbsbetriebe oft kleinere Parzellen bewirtschaften. Wenn eine Fläche zur Pacht oder zum Verkauf angeboten wird, bewerben sich häufig beide Gruppen darum. Das kann dazu führen, dass Vollerwerbsbetriebe nicht ausreichend Fläche bekommen, um wirtschaftlich zu bleiben.

Trotz dieser Konkurrenz ist klar, dass beide Formen der Landwirtschaft ihre Berechtigung haben und einen wichtigen Beitrag zur Versorgung und Vielfalt leisten. Gleichzeitig muss die Branche sicherstellen, dass die Bevölkerung auch langfristig mit hochwertigen Lebensmitteln versorgt wird – Stichwort strategische Ernährungssicherheit. Die strukturelle Ausrichtung der Landwirtschaft sollte deshalb so gestaltet werden, dass sie diesem Ziel auch mittel- und langfristig gerecht wird.

Was muss passieren, damit Nebenerwerbslandwirtschaft Zukunft hat?

Um die Potenziale der Nebenerwerbslandwirtschaft voll auszuschöpfen und diesen Wirtschaftszweig langfristig attraktiver zu machen, sind gezielte Maßnahmen notwendig:

  • Gezielte Förderung einer diversen Landwirtschaft: Förderprogramme sind ein wichtiger Baustein, um die zukunftsgerichtete Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe – im Voll- wie im Nebenerwerb – zu unterstützen. Die Rentenbank bietet spezielle Programme, günstige Kredite und umfassende Beratungsangebote. Darüber hinaus schafft sie Plattformen für den Austausch von Wissen und Ideen, etwa durch Netzwerktreffen oder digitale Foren.
  • Praktische Lösungen für bürokratische Herausforderungen & politische Berücksichtigung: Damit auch Landwirte im Nebenerwerb die bürokratischen Hürden meistern, braucht es digitale Tools zur Verwaltung und gezielte Unterstützung bei der Antragstellung. Gleichzeitig sollte die Politik die besonderen Rahmenbedingungen von Nebenerwerbslandwirtinnen und -landwirten stärker berücksichtigen, etwa durch flexiblere Regelungen, die auf die Realität kleinerer Betriebe zugeschnitten sind.
  • Passgenaue Bildungs- und Beratungsangebote: Nebenerwerbslandwirte haben oft wenig Zeit für klassische Weiterbildungen. Deshalb sind flexible Formate gefragt: Online-Seminare, Abendkurse oder Beratungen am Wochenende können helfen, Wissen praxisnah und zeitlich passend zu vermitteln. Auch individuelle Beratung, die auf die jeweilige Betriebssituation eingeht, ist besonders wertvoll. So können Betriebe gezielt unterstützt werden, etwa bei der Umstellung auf neue Produktionsmethoden oder bei der Entwicklung zusätzlicher Einkommensquellen.
  • Flexible Arbeitgeber – Vereinbarkeit von Landwirtschaft und Hauptberuf: Viele Nebenerwerbslandwirte sind auf einen flexiblen Hauptarbeitgeber angewiesen, um die Arbeit auf dem Hof und im Beruf unter einen Hut zu bekommen. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten oder Verständnis für saisonale Arbeitsspitzen sind hier entscheidend. Die Rentenbank geht mit gutem Beispiel voran: Viele Mitarbeitende sind selbst Nebenerwerbslandwirte und können dank flexibler Arbeitsmodelle beide Tätigkeiten miteinander verbinden. Das bringt nicht nur Vorteile für die Mitarbeitenden, sondern auch wertvolle Praxiserfahrung in die Bank.

Fazit: Nebenerwerbslandwirtschaft – Mehr als ein Hobby, ein echter Resilienzfaktor

Die Nebenerwerbslandwirtschaft ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Agrarlandschaft. Sie verbindet Beruf und Landwirtschaft, erhält Kulturlandschaften und fördert die Artenvielfalt. Mit über der Hälfte aller Betriebe und fast einem Drittel der landwirtschaftlichen Fläche trägt sie maßgeblich zur regionalen Versorgung und Stabilität bei.

Die Beispiele zeigen, wie vielfältig und engagiert Nebenerwerbslandwirte sind – von moderner Technik im Milchviehbetrieb über Naturschutz und flexible Arbeitsmodelle bis hin zu unternehmerischen Entscheidungen und effizientem Management. Gleichzeitig stehen sie vor großen Herausforderungen: Bürokratie, wirtschaftlicher Druck und eine Agrarpolitik, die oft die Realität kleiner Betriebe übersieht.

Damit die Nebenerwerbslandwirtschaft zukunftsfähig bleibt, braucht es passgenaue Förderprogramme, digitale Lösungen und flexible Arbeitsmodelle. So kann sie auch weiterhin ein starker Resilienzfaktor für ländliche Räume und die Gesellschaft sein.

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1 Im Testbetriebsnetz werden jährlich aktuelle Informationen zur Lage der Landwirtschaft (einschließlich des Garten- und Weinbaus), der Forstwirtschaft sowie der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei bereitgestellt. Dazu werden Buchführungsabschlüsse repräsentativ ausgewählter Betriebe gegliedert nach Rechtsform und Erwerbstyp, Betriebsformen, Betriebsgrößen und Gebieten ausgewertet.

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