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Nachhaltige Waldbewirtschaftung

Die Rentenbank und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) haben einen Rahmenvertrag über die langfristige ökologische Bewirtschaftung des 550 Hektar großen Forstreviers Buchenborn in der hessischen Wetterau geschlossen. Neben der Waldbewirtschaftung durch die BImA wurden innerhalb dieses Rahmenvertrags weitere Naturschutzprojekte als Einzelmaßnahmen initiiert.

Das Projekt "1 000 Baumriesen"Biotopverbesserungs- und Artenschutzmaßnahmen

Das Kernprojekt eines Rahmenvertrags zwischen der Bundesforst und der Landwirtschaftlichen Rentenbank stellt das Projekt „1 000 Baumriesen“ dar. Der Mischwald am Winterstein in der hessischen Wetterau bietet hierfür eine ideale Ausgangslage, da er durch einen hohen Anteil alter Bäume gekennzeichnet ist.

Ziel des Projekts ist die Sicherstellung imposanter Baumindividuen für den Natur- und Artenschutz. Dafür werden alte, große und vitale Bäume aus der Holznutzung/-verwertung gezielt herausgenommen und können für eine natürliche Verjüngung des Waldbestands sorgen. Außerdem sterben im Rahmen des Alterungsprozesses der Bäume einige Äste ab, die wertvolle Höhlenstrukturen und Unterschlupfmöglichkeiten für Arten bieten, die in bewirtschafteten Wäldern heute nicht mehr heimisch sein können. Mit dem Schutz der Baumriesen verbessern sich die Lebensräume für seltene Arten und die Populationen stabilisieren sich. Damit die Baumriesen jederzeit identifiziert werden können, wurden diese mit Hilfe von GPS markiert und umweltfreundliche Plaketten an den Bäumen angebracht (siehe Bild und Projektflyer).

 

Flyer zum Projekt (PDF)

Das Projekt "Grimmelschneise"Waldränder schaffen wichtige Lebensräume

Waldränder haben aufgrund ihrer spezifischen Struktur einen sehr hohen naturschutzfachlichen Wert. Der Wechsel aus Licht und Schatten sowie Übergangseffekte zwischen Baum-, Strauch- und Krautschicht bilden ökologische Nischen für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.

Die besonderen Strukturen und Temperaturverhältnisse innerhalb von Waldrändern bieten beste Lebensbedingungen für Insekten, der Hauptnahrungsquelle von vielen Fledermaus- und Vogelarten. Waldränder stellen somit typische Jagdhabitate für Fledermäuse und Vögel dar.

Ziel des Projektes „Grimmelschneise“ ist es, das Nahrungs- und Jagdhabitat für Fledermäuse und Vögel zu optimieren, indem bessere Lebensbedingungen für Insekten geschaffen werden. Dies erfolgt über ein Maßnahmenbündel aus Erstherrichtungs- und Unterhaltungsmaßnahmen.

Durch aktive Verbreitung des Lichtraumprofils und Entnahme einzelner verschattender Bäume wird eine erhöhte Lichtgabe auf die wegbegleitende Fauna und Flora erreicht, sodass sich die Blühpflanzen besser entwickeln können und sich entsprechend viele Insekten einfinden. Zusätzlich werden blühende Sträucher gepflanzt und entlang der Wegränder Gras- und Kräutermischungen eingesät. Ziel ist es, von Frühjahr bis Sommer eine Weide für Biene, Schmetterlinge und andere Insekten zu schaffen.

Auch Amphibien und Reptilien werden durch das von der Rentenbank finanzierte Projekt gefördert. Dazu werden Feucht- und Grobsteinbiotope angelegt, welche die Tiere gerne bewohnen.

 

Flyer zum Projekt (PDF)

Das Projekt "Caspar-David-Friedrich-Wald"Zum Schutz der Artenvielfalt am wärmeren Waldboden

Waldbilder mit einer Mischung aus gesunden Einzelbäumen, abgestorbenem Starkholz und zahlreichen Lichtungen, sogenannte Hutewälder, sind in den herkömmlichen Wirtschaftswäldern eine Seltenheit geworden.

Naturschutzfachlich gesehen, beherbergen Hutewälder aufgrund ihrer lichten Struktur allerdings seltene licht- und wärmebedürftige Tier- und Pflanzenarten, die in dunklen Wäldern fehlen. Ziel des Projektes „Caspar-David-Friedrich-Wald“ ist es, durch wiederkehrende Maßnahmen eine turnusmäßige Beweidung des Waldes – unter besonderer Berücksichtigung des Lichtregimes im Wald und am Boden – nachzuahmen. 

Von dem lichtbetonten, wärmeren Waldklima profitiert eine Vielzahl von wärmeliebenden Insekten- und Schmetterlingsarten. Diese wiederum stellen die Nahrungsgrundlage für viele Vogelarten und Fledermäuse dar. Auch viele Pflanzenarten gedeihen in lichten Wäldern. Dazu gehören besonders geschützte Arten (z.B. Leberblümchen, Märzenbecher und Waldveilchen), die in unseren meist dunklen Wäldern selten geworden sind.

Durch die von der Rentenbank unterstützten Maßnahmen soll das Aufkommen eines dichten Blätterdaches gezielt verhindert werden, sodass genügend Licht den Waldboden erreicht. Des Weiteren sollen durch die Anlage von Totholz- und Grobsteinbiotopen zusätzliche Lebensräume für holzbewohnende Käfer, Reptilien, Vögel und Fledermäuse entstehen.

 

Flyer zum Projekt (PDF)

Das Projekt „Auf leisen Pfoten“Monitoring einer stark gefährdeten Tierart

Man sieht sie nicht, aber trotzdem lebt sie in unseren Wäldern, die Europäische Wildkatze. Sie ist bundesweit und in Hessen stark gefährdet (Rote Liste Deutschland und Hessen). Im Taunus und im Forstrevier Buchenborn wurden schon einige dieser scheuen Tiere gesichtet. Wildkatzen lieben strukturreiche, naturnahe Wälder, in denen sie sich zurückziehen und verstecken können. Nachts gehen sie auf die Jagd. Vor allem Mäuse, aber auch Kaninchen, Eidechsen, Frösche, Insekten und Kleinvögel stehen auf ihrem Speiseplan.

Die Liegenschaft Buchenborn bietet durch die naturnahe Bewirtschaftung und die Schaffung von "Lichträumen" (Projekte "Caspar David Friedrich Wald", "Grimmelschneise" und "Sommerhang") für Wildkatzen ideale Bedingungen. Die alten Laub- und Laubmischholzbestände, die dem natürlichen Alterungsprozess unterliegen, zeichnen sich durch offene Bereiche, die als Jagdhabitate genutzt werden können, und dichtere Verjüngungskomplexe aus. Der großflächige, zusammenhängende Waldkomplex bietet viel Ruhe und Raum zur Auswahl von Aufzuchtplätzen und Verstecken.

Mit dem von der Rentenbank geförderten Projekt „Auf leisen Pfoten“ wird die Wildkatzenpopulation auf der gesamten Fläche der Liegenschaft Buchenborn dokumentiert und kartiert. Hierzu werden Wildbeobachtungskameras sowie Lockstäbe mit Bürsten aufgestellt, die regelmäßig mit Baldrian beimpft werden. Die genetische Untersuchung der an den Bürsten gefundenen Haarproben führt das Frankfurter Senckenberg Forschungsinstitut durch.

Das Projekt „Sommerhang“Ein lichtdurchfluteter Eichenwald als Wildkatzenhabitat

Lockere und halboffene Waldstrukturen findet man in den Waldbeständen Deutschlands nur noch selten. Oft handelt es sich hierbei um Relikte historischer Waldnutzungsformen. Es wird vermutet, dass es bereits mit der Anlage des Limes zu ersten Nutzungen des damaligen Waldes in der Liegenschaft Buchenborn kam.

Der Sommerhang ist eine Teilfläche im Forstrevier Buchenborn. Er wurde seinerzeit wahrscheinlich als Mittelwald bewirtschaftet, eine Kombination der Niederwald- und Hochwaldnutzung. Hierbei nutzte man stockausschlagfähige Baumarten wie Eiche, Linde, Pappel oder auch Hainbuche. Während früher die Stockausschläge in regelmäßigen Abständen als Brennholz genutzt wurden, ließ man gut wüchsige Exemplare, sogenannte "Lassreisel", stehen. Diese sollten hoch wachsen und den Wald regelmäßig verjüngen.

Ab einer bestimmten Größe wurden die Bäume für höherwertige Holzsortimente wie Bauholz genutzt. Zusätzlich bot Eichenwald im Herbst die Möglichkeit des Vieheintriebs zu Mastzwecken. Mit zunehmendem Alter des Baumbestandes sank die Stockausschlagfähigkeit und hatte letztendlich lichte Waldstrukturen zum Ergebnis. Durch die relativ weit auseinander stehenden Bäume erreicht mehr Licht den Waldboden. Dies erzeugt ein warmes und trockenes Waldinnenklima. Eine Vielzahl von selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten findet hier einen idealen Lebensraum. Auch die Wildkatze bevorzugt diese warmen, sonnigen Waldflächen.

Mit dem geförderten Projekt wird im Sommerhang der lichtdurchflutete Eichenwald erhalten bzw. in Teilbereichen etabliert. Dazu werden neue Eichen gepflanzt sowie Fichten-, Kiefern-, Lärchen- und Buchennaturverjüngung dauerhaft entnommen. Für Säuger und Vögel werden Einzelbiotope angelegt. Hierzu gehört beispielsweise liegendes Totholz, das auch der Wildkatze Unterschlupfmöglichkeiten für die Jagd und die Aufzucht ihrer Jungen bietet. Nisthilfen für zahlreiche Vogel- und Fledermausarten ergänzen die Maßnahmen.

Das Projekt „Nasse Füße“Wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere

Bruchwälder sind permanent nasse und langfristig geflutete Wälder, in denen die Stammfüße der Bäume dauerhaft im Wasser stehen, die Bäume also immer „nasse Füße“ haben. Bei dem Wasser handelt es sich um sehr hoch anstehendes Grundwasser, das im Jahresverlauf üblicherweise eine Schwankung von weniger als einem Meter aufweist. Tatsächlich überschwemmt ist solch ein Wald vorwiegend im Frühjahr.

Mit dem geförderten Projekt wird in einem Teilgebiet des Forstreviers Buchenborn ein Erlenbruchwald etabliert. Zunächst wurde in dem Gebiet ein in den 1970er Jahren angelegter Entwässerungsgraben verschlossen. Damit wird die natürliche Wiedervernässung des Erlenbruchwaldes auf einer Fläche von 1,6 Hektar gefördert. Die heimische Baumart Erle kann mit starker Vernässung und schwankenden Wasserständen sehr gut umgehen.

Zusätzlich wurden Feuchtmulden angelegt, wodurch stehende Wasserstellen und Pfützen in Teilbereichen des Bestandes entstehen. Diese dienen zahlreichen Insekten und Amphibienarten als Lebensraum und Brutstätte. Auch die Pflanzenvielfalt im sogenannten Unterwuchs (Krautschicht) dürfte sich erhöhen. Üblicherweise finden sich hier beispielsweise feuchtigkeitsliebende Pflanzen, wie Seggen, Farne und Waldmoose, der Bittersüße Nachtschatten, der Wasserdost oder die Schlangenwurz.

Das Projekt „Draculas Speisekammer“Erhalt und Förderung heimischer Fledermausarten

Alle in Deutschland bekannten Fledermausarten sind stark gefährdet (Rote Liste Deutschland). Die nachtaktiven Tiere halten sich tagsüber in Baumhöhlen und -spalten auf und verlassen ihre Quartiere in der Dämmerung zur Jagd nach Insekten. Offene und höhlenreiche alte Laubwälder bieten der Fledermaus dafür gute Bedingungen.

Um die Lebensbedingungen für heimische Fledermausarten wie das Große Mausohr oder die Mopsfledermaus zu verbessern, werden auf einer Fläche von 0,8 Hektar in einem alten Buchenbestand nachwachsende Bäume gezielt entnommen. Damit wird der Bestand offen gestaltet.

Mit zunehmendem Alter der Bäume steigt die Anzahl an Baumhöhlen und -spalten als Quartier für die Fledermäuse. Zudem erhöht sich der Anteil an Totholz. Dieses bietet Lebensraum für viele Insekten, die den Fledermäusen als Nahrung dienen. Da Fledermäuse häufig ihre Quartiere wechseln, um den Befall mit Parasiten zu reduzieren und Feinden zu entkommen, werden zusätzlich Fledermauskästen angebracht.

Das Projekt „Hirsch der Insekten"Neuer Lebensraum für den Hirschkäfer

Der Hirschkäfer ist Europas größte Käferart. In Deutschland steht er auf der Roten Liste und gilt als stark gefährdet. Männliche Hirschkäfer erreichen eine Größe von bis zu 10 cm. Unverkennbar sind ihre hirschgeweihähnlichen Mandibeln (Mundwerkzeuge). Die Weibchen mit ihren deutlich kleineren Mandibeln werden zwischen 3 und 5 cm groß.

Den größten Teil seiner Lebenszeit verbringt der Hirschkäfer als Larve (5 bis zu 8 Jahre) unter der Erde an verrottenden Baumstümpfen. Dort ernährt er sich von morschem und feuchtem Holz. Der Hirschkäfer bevorzugt alte und offene Eichenwälder in trockenen Südlagen. Seltener wählt er andere Laubbäume wie beispielsweise Buchen, Eschen oder Ulmen aus. Wichtig ist ein hoher Anteil an stehendem und liegendem Totholz. Zur Ablage der Eier und für die Entwicklung der Larven benötigt der Hirschkäfer alte Wurzelstöcke ab einem Durchmesser von 40 cm.

Als Käfer lebt er nur etwa 8 Wochen, in denen die Fortpflanzung im Fokus steht. Hierbei nutzt das Männchen sein "Geweih", um Kämpfe gegen Rivalen auszufechten und die Gunst der Weibchen zu erlangen.

Auf einer Fläche von einem Hektar mit zahlreichen über 180-jährigen Eichen verbleibt Totholz im Bestand und wird zudem angereichert. Um optimale Bedingungen für die Eiablage und die Entwicklung der Larven zu schaffen, werden sogenannte "Hirschkäferwiegen" angelegt. Das sind beispielsweise eingegrabene, angemoderte Eichenstämme, in die der Käfer seine Eier legen kann.