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Schleichende Risiken brauchen entschlossenes Handeln

Blogpost |

18. September 2025

steinbock spricht über...
Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Die Wirtschaft schwächelt, das gesellschaftliche „Wir-Gefühl“ nimmt ab und die Politik wirkt zunehmend handlungsunfähig.

Das Institut für Weltwirtschaft hat seine Prognose erneut gesenkt. Konjunkturexperte Stefan Kooths betont, dass ohne tiefgreifende Strukturreformen keine nachhaltige Erholung zu erwarten ist – kurzfristige finanzielle Anreize reichen nicht aus.

Ein Riss, der auf einer Straße erscheint

Auch die Gesellschaft ist laut einer Studie des Rheingold Instituts immer gespaltener:
89 Prozent der Befragten sehen das „Wir-Gefühl“ schwinden, ein deutlicher Anstieg gegenüber 2023. Das gefährdet langfristig den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie.

Politisch zeigt sich die Krise ebenfalls: Das Ansehen der Bundesregierung ist laut ARD-Deutschlandtrend auf einem Tiefpunkt, Uneinigkeit bei zentralen Fragen lähmt notwendige Reformen.

Allmählichkeitsschäden: Das schleichende Risiko

Diese Probleme sind nicht plötzlich entstanden, sondern das Ergebnis eines schleichenden Erosionsprozesses, den der ehemalige Innenminister Thomas de Maizière als „Allmählichkeitsschaden“ bezeichnet. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Versicherungswirtschaft und beschreibt Schäden, die sich langsam entwickeln, lange unbemerkt bleiben und später nur schwer zu beheben sind.

Ein wesentlicher Grund für das Entstehen solcher Schäden liegt in unserer menschlichen Neigung, Konflikten aus dem Weg zu gehen und Veränderungen zu vermeiden. Statt uns mit komplexen und oft unangenehmen Fragen auseinanderzusetzen, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Nebensächlichkeiten. Dieses Verhalten wird als Bikeshedding oder Gesetz der Trivialität bezeichnet: Wir verbringen unverhältnismäßig viel Zeit mit einfachen, oft unwichtigen Themen, während die wirklich wichtigen Angelegenheiten unbeachtet bleiben.

Bikeshedding und seine Folgen für Gesellschaft und Unternehmen

Allmählichkeitsschäden treten nicht nur in der Gesellschaft auf, sondern auch in Unternehmen. Dort äußern sie sich häufig durch schleichende Fehlentwicklungen, die zunächst kaum wahrgenommen werden – zum Beispiel ineffiziente Abläufe, fehlende Innovationsbereitschaft oder eine zu langsame Anpassung an Marktveränderungen. Viele Unternehmen verharren in vertrauten Routinen und begegnen Veränderungen nur zögerlich. Die Angst vor Unsicherheit und Widerstand führt dazu, dass kritische Themen verdrängt werden.

Das sogenannte Bikeshedding verstärkt diese Tendenz: Der Fokus richtet sich auf einfache, weniger relevante Aufgaben, während strategisch wichtige Fragen unbeachtet bleiben. Die Folgen können gravierend sein – von Wettbewerbsnachteilen und finanziellen Verlusten bis hin zu Vertrauensverlust bei Kundinnen, Kunden und Mitarbeitenden. Langfristig kann dies sogar die Existenz eines Unternehmens gefährden.

Lösungsansätze: Offene Kultur, Veränderungsbereitschaft und klare Prioritäten

Um Allmählichkeitsschäden zu vermeiden, müssen Politik und Gesellschaft ebenso wie Unternehmen aktiv gegensteuern. Ein wichtiger Schritt ist, eine offene und reflektierte Kultur zu fördern. Gesellschaftlich bedeutet das, den Dialog über schwierige Themen zu stärken. Politische Akteurinnen und Akteure sowie zivilgesellschaftliche Organisationen sollten Räume schaffen, in denen unterschiedliche Perspektiven respektvoll ausgetauscht werden können. Nur durch konstruktive Debatten lässt sich Vertrauen in demokratische Prozesse erhalten und das „Wir-Gefühl“ stärken.

In Unternehmen ist eine Kultur der Transparenz und des Lernens entscheidend. Führungskräfte sollten eine Atmosphäre schaffen, in der Mitarbeitende offen und konstruktiv über Probleme und Herausforderungen sprechen können, ohne negative Konsequenzen zu befürchten.

Auch wir als Rentenbank schaffen und nutzen solche Räume – im Alltag durch Speak-Up, das es Mitarbeitenden ermöglicht, sensible Themen zu adressieren, auch, wenn das nach wie vor für viele Mitarbeitende und Führungskräfte ein herausforderndes Thema ist.

Ein wichtiges Instrument für mehr Transparenz und die Weiterentwicklung unserer Organisation ist zudem unsere regelmäßige Mitarbeitendenbefragung „Culture Check“. Mit dieser umfassenden Befragung erhalten die Mitarbeitenden der Bank die Möglichkeit, Potenziale und Entwicklungschancen gezielt anzusprechen. Gleichzeitig können Probleme und Hindernisse für gutes Arbeiten offen benannt werden. Auch in diesem Jahr haben wir bei der Rentenbank einen Culture Check durchgeführt. Die hohe Beteiligung von über 80 Prozent zeigt, dass dieses Tool von den Mitarbeitenden geschätzt und aktiv genutzt wird. Das erkennt man auch In den mehr als 2.000 Kommentaren, bei denen sich unsere Kolleginnen und Kollegen die Zeit genommen haben, zahlreiche Anregungen zur Weiterentwicklung der Organisation einzubringen, die wir sehr ernst nehmen.

Der offene Raum für ehrlichen Austausch ist ein zentraler Baustein, um schädliche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und eine positive Unternehmenskultur zu fördern. Darüber hinaus ist es wichtig, Veränderungsbereitschaft zu fördern. Politik, Gesellschaft und Unternehmen müssen lernen, Unsicherheiten als Chance zu sehen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Das gelingt durch offene Kommunikation ebenso wie durch gezielte Weiterbildungsangebote, die den Umgang mit Komplexität und Wandel stärken. In Unternehmen helfen zudem agile Methoden und organisationsübergreifende Zusammenarbeit, Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit zu erhöhen.

Ein weiterer Schlüssel ist die klare Priorisierung von Themen. Um Bikeshedding entgegenzuwirken, müssen – egal wo – Ziele jederzeit klar definiert und die Aufmerksamkeit konsequent auf Probleme und die zur Lösung relevanten Fragen gelenkt werden. Strukturierte Entscheidungsprozesse und klare Verantwortlichkeiten sorgen dafür, dass Ressourcen effizient eingesetzt werden können und wesentliche Herausforderungen nicht aus dem Blick verlorengehen.

Eine hohe Partizipation in Projekten, an der Strategie und vielem mehr, wo immer sie möglich ist, stärkt das Gefühl von Wirksamkeit von Mitarbeitenden und damit ihre Bereitschaft, sich immer wieder konstruktiv einzubringen. Aktiv mitgestalten zu können, steigert erheblich die Akzeptanz für notwendige Veränderungen. Das gilt sowohl für die Gesellschaft als auch für Unternehmen. Transparente Kommunikation und die Einbindung aller Beteiligten schaffen Sicherheit und erleichtern Veränderungsprozesse.

Ausblick: Gemeinsam Veränderungen anstoßen

Allmählichkeitsschäden sind schwer zu beheben, wenn sie erst sichtbar werden. Deshalb ist es so wichtig, frühzeitig aufmerksam zu sein, offen zu diskutieren und gemeinsam Veränderungen anzustoßen. Nur mit reflektierten Menschen und damit einer reflektierten Kultur, konsequentem Handeln und einem starken Zusammenhalt können wir die aktuellen Herausforderungen meistern und die Basis für eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft legen.


#Transformation #Veränderung #Unternehmensführung #Unternehmenskultur

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